75 Hard Challenge: 75 Tage Wahnsinn
von Ines

und was sie mit mir gemacht haben (außer Muskelkater)
Es klang so einfach: Sechs Regeln, 75 Tage, ein neues Ich. Kein Alkohol, zweimal am Tag Sport, bisschen lesen, bisschen Wasser – und zack, Supermensch. So oder so ähnlich habe ich mir das zumindest vorgestellt, als ich voller Motivation mit der 75 Hard Challenge gestartet bin.
Spoiler: Einfach war’s nicht. Aber es war verdammt lehrreich. Und manchmal auch lustig – zumindest im Nachhinein. Hier kommt mein ehrlicher Erfahrungsbericht über 75 Tage Selbstdisziplin, durchgeschwitzte Shirts, mentale Zusammenbrüche beim Blick aufs dritte Glas Wasser – und wie ich am Ende stärker wurde als mein innerer Schweinehund.
Was ist 75 Hard – und warum habe ich mir das angetan?
Kurz erklärt: Die 75 Hard Challenge ist ein knallhartes Selbstdisziplin-Programm von Andy Frisella. Keine Ausreden, keine Pausen, kein „Ich fang morgen wieder an“. Du machst 75 Tage lang jeden Tag Folgendes:
- Zwei Workouts à 45 Minuten – eines davon draußen, bei Wind und Wetter (ja, auch bei Schnee oder Pollensturm)
- Eine Diät deiner Wahl – ohne Ausnahmen, keine Cheat Days, kein „nur ein Bisschen“
- 3 Liter Wasser trinken – was harmlos klingt, bis du um 23:30 Uhr panisch auf den letzten Liter starrst
- 10 Seiten eines Sachbuchs lesen – Instagram zählt leider nicht
- Ein tägliches Fortschrittsfoto machen – auch an Tagen, an denen du dich wie ein aufgequollenes Toastbrot fühlst
- Und das Wichtigste: Kein Regelbruch. Kein Zurück. Bei einem Ausrutscher: zurück zu Tag 1.
Warum ich das gemacht habe? Ganz ehrlich: Ich war neugierig. Und genervt von mir selbst. Zu oft hatte ich Dinge angefangen, aber nie durchgezogen. Ich wollte wissen, was passiert, wenn ich mir mal wirklich selbst den Ernst der Lage erkläre – und mich daranhalte.
Tag 1 bis 10: Der motivierte Frischling
Die ersten Tage war ich euphorisch. Ich habe mir Playlists erstellt, neue Sportsachen bestellt (ja, klar – erstmal schön shoppen fürs Leiden) und auf Instagram ganz stolz „Tag 1 von 75“ gepostet. Ich fühlte mich wie Rocky, als er die Treppen raufrennt – nur mit Proteinshake statt rohem Ei.
Mein Kühlschrank war clean, meine Apps sortiert, mein Kalender voll mit „Workout 1“ und „Workout 2“. Ich war unaufhaltsam.
Bis Tag 11 kam.
Tag 11 bis 40: Realität schlägt zu – mit nassem Outdoor-Schuh
Die ersten Euphorie-Dämpfer kamen schneller als gedacht. Ein paar Highlights:
- Ich habe im Regen meine zweite Trainingseinheit durchgezogen und mir dabei lautstark eingeredet, dass das gut für den Charakter ist.
- Ich habe um 23:57 Uhr noch ein Selfie gemacht, weil ich das Fortschrittsfoto fast vergessen hätte – mit der Zahnbürste im Mund.
- Ich habe mich bei der Buchauswahl verschätzt und festgestellt, dass Wirtschaftsbücher abends gefährlich einschläfernd wirken.
- Und ja, ich habe auch gelernt: Wenn du drei Liter Wasser trinkst, planst du dein Leben um Toilettenpausen herum.
Aber gleichzeitig habe ich gemerkt: Irgendwas verändert sich. Nicht sofort an der Figur – aber an meinem Kopf. Ich war stolz, dass ich mich nicht rausgeredet habe. Ich habe Dinge erledigt, obwohl ich keine Lust hatte. Und genau das war der Punkt: Es ging nicht ums „Wollen“, sondern ums Tun.
Tag 41 bis 60: Der mentale Muskel wächst
Ab diesem Punkt wurde vieles einfacher – weil ich aufhörte zu diskutieren. Kein innerer Monolog mehr à la: „Heute nur ein Workout? Vielleicht zählt Gartenarbeit?“ Nein. Ich machte einfach. Wie Zähneputzen. Nur mit mehr Schwitzen und weniger Minzgeschmack.
Ich wurde effizienter, ruhiger, klarer im Kopf. Ich traf bessere Entscheidungen, war produktiver, und hey – ich hatte plötzlich richtig Lust zu lesen.
Klingt nerdig? Mag sein. Aber ein kluger Satz am Morgen ist manchmal besser als jeder Kaffee. (Okay, fast.)
Tag 61 bis 75: Der Endspurt – und die Erkenntnis
Die letzten 15 Tage waren nochmal eine Prüfung. Ich war müde, genervt vom Wetter, hatte absolut keinen Bock mehr auf Hähnchen und Brokkoli. Aber ich war auch zu weit gekommen, um aufzugeben.
Und dann war er da: Tag 75.
Kein Feuerwerk. Keine Fans, die applaudieren. Kein Preisgeld. Nur ich – mit einem dämlich breiten Grinsen, Muskelkater und dem Gefühl:
„Du hast’s durchgezogen. Alle 75 Tage. Kein Schummeln. Keine Ausrede. Nur du gegen dich – und du hast gewonnen.“
Was ich gelernt habe (und was ich nie wieder tun werde)
Die 75 Hard Challenge hat mir vor allem gezeigt, was Selbstverantwortung wirklich bedeutet. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, dranzubleiben, auch wenn keiner zuschaut.
Ich habe gelernt:
- Wie gut es tut, Verbindlichkeit mit sich selbst zu leben
- Dass Disziplin eine trainierbare Fähigkeit ist – genau wie ein Bizeps
- Dass ich wirklich keinen Alkohol brauche, um Spaß zu haben (obwohl… naja, lassen wir das)
- Dass ein Spaziergang im Regen weniger nervt, wenn man ihn einfach als Teil des Plans akzeptiert
Und was ich nie wieder mache? Mich selbst unterschätzen.
75 Tage, die mein Leben verändert haben (und meine Waschmaschine stark beansprucht haben)
Die 75 Hard Challenge war die härteste, gleichzeitig aber auch die beste Entscheidung, die ich seit Langem getroffen habe. Es war kein Spaziergang. Es war ein verdammt steiler Weg – aber jeder Schritt hat sich gelohnt.
Wenn du also mit dem Gedanken spielst, sie selbst zu machen: Tu es. Aber tu es für dich – nicht für Likes oder Beweise. Du brauchst keine perfekte Ausgangssituation. Nur den Willen, keine Ausreden mehr gelten zu lassen.
Und falls du gerade mit dem Gedanken spielst aufzugeben: Halt durch. Trink dein Wasser. Zieh die Schuhe an. Mach weiter.
75 Tage sind nichts im Vergleich zu dem, was du daraus für dich mitnimmst.