Das Eisenhower-Prinzip

Mit dem Eisenhower-Prinzip lernst du, Wichtiges von Dringendem zu trennen – für mehr Fokus, Struktur und weniger Stress im Alltag.

Das Eisenhower-Prinzip

von Franzi

Klarheit im Zeitmanagement

Als ich merkte, dass "beschäftigt" nicht "produktiv" ist

Vor einigen Jahren hatte ich einen Job, der mich sehr beanspruchte. Ich war ständig in Bewegung, mein Kalender war voll, mein Posteingang explodierte jeden Tag aufs Neue. Und trotzdem ging ich oft mit dem Gefühl ins Bett, nichts wirklich Wichtiges geschafft zu haben. Ich war beschäftigt, keine Frage – aber nicht produktiv. 

Es fühlte sich oft so an, als würde ich permanent hinterherlaufen. Jeder Tag war voll mit Aufgaben, die scheinbar dringend waren, aber mir kaum Raum für echtes Nachdenken ließen. Ich war stolz darauf, „alles unter einen Hut“ zu bekommen, aber innerlich zunehmend erschöpft. Ich sagte oft Ja, auch wenn ich Nein meinte – aus Angst, etwas zu verpassen oder andere zu enttäuschen. In mir wuchs ein leiser Zweifel: War das wirklich der Sinn meiner Arbeit? Und wo blieb ich selbst dabei? 

Was mich zusätzlich belastete: Ich hatte kaum das Gefühl, gestalten zu können. Ich arbeitete To-do-Listen ab, wurde fremdgesteuert von E-Mails, Anrufen und plötzlichen Problemen. Und obwohl ich ständig in Aktion war, blieb das Gefühl, nur an der Oberfläche zu kratzen. 

Dann stieß ich zufällig auf das Eisenhower-Prinzip. Ein einfaches Raster, das mir half, eine Sache endlich zu verstehen: Nicht jede Aufgabe verdient meine sofortige Aufmerksamkeit. Manche Aufgaben wirken dringend, sind es aber nicht. Und andere, die wichtig wären, bekommen keine Zeit – weil sie nicht „drängeln“. 

Das war mein Einstieg in ein neues Zeitbewusstsein. Und heute möchte ich dir zeigen, wie auch du dieses Prinzip für dich nutzen kannst – ganz praktisch und mit einer Portion Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. 

Das Eisenhower-Prinzip einfach erklärt

Das Eisenhower-Prinzip ist benannt nach Dwight D. Eisenhower, dem ehemaligen US-Präsidenten und General. Er war für seine strukturierte Arbeitsweise bekannt – und soll oft gesagt haben: 

„Ich habe zwei Arten von Problemen: die dringenden und die wichtigen. Die dringenden sind selten wichtig, und die wichtigen sind selten dringend.“ 

Diese Unterscheidung ist der Kern des Prinzips. Es teilt Aufgaben in eine Matrix mit vier Feldern auf, basierend auf zwei Fragen: 

  1. Ist die Aufgabe wichtig? 
  1. Ist die Aufgabe dringend? 

Daraus ergeben sich vier Quadranten: 

  • A – Wichtig & dringend: Sofort selbst erledigen. 
  • B – Wichtig, aber nicht dringend: Terminieren, planen. 
  • C – Dringend, aber nicht wichtig: Delegieren. 
  • D – Weder wichtig noch dringend: Streichen. 

Diese simple Aufteilung hat für mich alles verändert. Sie hat mir nicht nur geholfen, den Überblick zu behalten – sie hat mich gezwungen, meine eigenen Prioritäten zu überdenken. 

Wissenschaftliche Hintergründe – Warum das Prinzip wirkt

Das Eisenhower-Prinzip funktioniert nicht nur intuitiv, sondern ist auch wissenschaftlich fundiert. Es basiert auf Erkenntnissen der Kognitionspsychologie, insbesondere der Cognitive Load Theory. Unser Gehirn kann nur eine begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig verarbeiten. Wenn wir versuchen, alles gleichzeitig zu erledigen, überlasten wir unser Arbeitsgedächtnis. 

Zudem ist bekannt, dass Multitasking nicht funktioniert. Jeder Wechsel zwischen Aufgaben kostet Zeit und Energie. Das Eisenhower-Prinzip hilft dabei, Aufgaben zu strukturieren, und reduziert so kognitive Reibungsverluste. 

Durch die visuelle Darstellung in der Matrix wird zudem der präfrontale Cortex aktiviert – der Bereich im Gehirn, der für Planung und Entscheidungsfindung zuständig ist. Das führt zu besseren Entscheidungen und langfristig zu einem effizienteren Umgang mit Zeit und Energie. 

Warum wir oft falsch priorisieren

Ein Grund liegt in unserem Belohnungssystem. Jede erledigte Aufgabe – auch eine belanglose – gibt uns einen kleinen Dopaminschub. Deshalb neigen wir dazu, lieber schnelle, einfache Aufgaben zu erledigen (Quadrant C), statt uns mit den wichtigen, aber anstrengenden Themen (Quadrant B) auseinanderzusetzen. 

Außerdem haben viele von uns eine Reaktionskultur entwickelt: Wir reagieren auf E-Mails, Anrufe, Benachrichtigungen – statt proaktiv zu steuern, was unsere Aufmerksamkeit verdient. Mir ging das genauso. Ich fühlte mich produktiv, wenn ich zehn Mails in einer Stunde beantwortet hatte. Aber meine eigentlichen Ziele? Die blieben oft liegen. 

Erst durch das Eisenhower-Prinzip lernte ich, den Unterschied zu erkennen – und mir Zeit für das zu nehmen, was langfristig wirklich zählt. 

So setze ich das Eisenhower-Prinzip konkret im Alltag um

Ich starte jeden Morgen mit einem kurzen Blick auf meine Aufgabenliste und sortiere sie in die Matrix ein: 

  • Was muss wirklich heute erledigt werden? 
  • Was ist langfristig wichtig, aber kann warten? 
  • Was könnte jemand anderes tun? 
  • Was kann ich streichen? 

Diese Sortierung ist nicht nur klärend – sie wirkt auch entlastend. Plötzlich schrumpft die scheinbar endlose Liste auf ein paar echte Kernaufgaben zusammen. Das gibt mir Struktur und verhindert, dass ich mich verzettle. 

Ich habe auch begonnen, mir feste Zeitfenster für Quadrant-B-Aufgaben zu reservieren. Diese Aufgaben bringen mich langfristig weiter, aber weil sie selten dringend sind, gehen sie oft unter. Jetzt sind sie fester Bestandteil meines Wochenplans. 

Beispiele aus dem echten Leben – Wie ich das Prinzip in verschiedenen Rollen anwende

Im Beruf 

Ich bin im Bereich Kundenkommunikation tätig und bin dort für die Mitarbeiterentwicklung zuständig. Mein Arbeitsalltag ist geprägt von spontanen Anfragen, Eskalationen und vielen parallelen Projekten. Früher habe ich versucht, auf alles sofort zu reagieren – vor allem auf Anfragen, die als „dringend“ gekennzeichnet waren. Doch mit der Zeit merkte ich, dass ich so immer nur die Probleme anderer löste, aber kaum an langfristigen Verbesserungen arbeiten konnte. 

Heute nutze ich das Eisenhower-Prinzip bewusst: Ich analysiere täglich, welche Aufgaben wirklich wichtig für die Entwicklung des Teams sind – etwa die Planung von Schulungen oder das Erstellen von Feedbackkonzepten – und plane dafür feste Zeiten ein. Dringende, aber weniger wichtige Dinge wie kurzfristige Rückfragen versuche ich gebündelt zu bearbeiten oder an Kolleginnen weiterzugeben. Das hat meinen Arbeitsalltag deutlich entlastet. Anrufe, E-Mails, Meetings. Früher dachte ich, ich müsste überall gleichzeitig reagieren. Heute schirme ich mich in Fokusphasen konsequent von C- und D-Aufgaben ab. 

Beispiel: Statt auf jede E-Mail sofort zu antworten, prüfe ich sie zweimal täglich gesammelt – und delegiere, was delegierbar ist. Das hat meine Produktivität und meine Gelassenheit spürbar verbessert. 

In der Ausbildung 

Ich habe das Eisenhower-Prinzip während meiner Ausbildung kennen und schätzen gelernt. Gerade in der Berufsschule gab es viele Aufgaben, die zwar kurzfristig dringend wirkten, aber langfristig wenig Relevanz hatten. Ich begann damit, mir wöchentlich zu überlegen, welche Inhalte ich wirklich verstehen musste und welche Aufgaben ich einfach nur zur Erledigung abarbeiten sollte. 

Wichtige Lerninhalte wie Grundlagen für Prüfungen oder praktische Projekte habe ich gezielt in Quadrant B eingeplant. Gleichzeitig habe ich mir erlaubt, nicht jeden kleinen Auftrag sofort umzusetzen, sondern Prioritäten zu setzen. Das hat nicht nur meine Leistungen verbessert, sondern mir auch ein besseres Gefühl im Alltag gegeben. – besonders bei der Prüfungsvorbereitung. Wichtige, aber nicht dringende Aufgaben wie das Wiederholen von Lerninhalten habe ich frühzeitig in Quadrant B geplant. Was kurzfristig dringend, aber nicht wirklich relevant war (z. B. Gruppenanfragen für nicht prüfungsrelevante Themen), habe ich bewusst hintenangestellt. 

In der Familie 

Auch im Familienalltag hilft die Matrix. Zum Beispiel bei der Wochenplanung: Muss der Wocheneinkauf heute noch sein – oder reicht morgen? Ist es wirklich wichtig, das Geburtstagsgeschenk noch heute zu bestellen – oder ist das nur eine innere Unruhe? Die Matrix zwingt mich, zu priorisieren – ohne schlechtes Gewissen. 

Wenn du das Eisenhower-Prinzip ausprobieren möchtest, helfen dir diese Fragen zum Einstieg: 

  • Was sind heute meine drei wichtigsten Aufgaben – und warum? 
  • Welche Aufgaben übernehme ich automatisch, obwohl ich sie delegieren könnte? 
  • Was ist eine wichtige Sache, die ich ständig aufschiebe? 
  • Welche Aktivität in meinem Alltag ist weder wichtig noch dringend – aber frisst Zeit? 

Nimm dir einen Moment, um über diese Fragen nachzudenken. Vielleicht nimmst du dir auch einen Zettel zur Hand und versuchst, deine aktuellen Aufgaben in die vier Felder einzuordnen. 

Klarheit ist der erste Schritt zur Freiheit

Das Eisenhower-Prinzip hat mir beigebracht, dass produktiv sein nicht bedeutet, möglichst viel zu schaffen – sondern das Richtige zu tun. Es hat mir geholfen, meine Zeit nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten. Und es hat mir gezeigt, dass Klarheit beginnt, wo ich mir selbst erlaube, nein zu sagen. 

Wenn du das Gefühl hast, im Alltag den Überblick zu verlieren, dann probiere dieses einfache, kraftvolle Prinzip aus. Nicht perfekt – aber ehrlich. Und das ist oft der beste Anfang.